Leuchtende Nachtwolken, NLCs, noctilucent clouds, sind eine in unserer Region recht seltene Erscheinung, die den meisten hiesigen Beobachtern zuerst gar nicht auffallen dürfte. Denn hier stehen die NLCs meist tief und sind nicht sehr stark, sofern sie überhaupt zu sehen sind. Doch hat man einmal das Glück sie bewusst zu erleben läßt es einen nicht mehr los …
Zahlreiche Infos habe ich von Stefan Krauses wunderbarer NLC Seite übernommen, die ich gerne jedem NLC-Interessierten ans Herz legen möchte.
Was sieht man?
Obwohl es noch (oder schon) recht dunkel ist sieht man am nur noch sehr schwach und horizontnah leuchtenden Himmel unnatürlich hellweiß erstrahlende, feine Strukturen, die an filigrane Zirrenfelder erinnern. Betrachtet man diese eingehender und dunkeladaptiert, und stehen eventuell weitere Wolken am Himmel, dann fällt der Unterschied zu normalen Wolken deutlich ins Auge. Diese erscheinen im Gegensatz dazu nur dunkelgrau bis schwarz, je nach Beleuchtung durch erdgebundene Lichtquellen (zB Stadt). Die Helligkeit der NLCs kann von kaum wahrnehmbar bis sehr auffällig hell reichen und sich theoretisch über weite Teile des Himmels erstrecken, was allerdings bei uns in der Region um Trier eher unwahrscheinlich ist. Es gibt verschiedene Formen wie Streifen, Bänder, Wellen, Wirbel oder Vorhänge.
Wie entstehen NLCs?
Der Begriff “Wolken” ist eigentlich falsch, denn es handelt sich hier tatsächlich wohl um Eiskristalle, die in der Mesopause zwischen ca. 80-85km Höhe entstehen. Diese werden von der knapp unter dem Horizont stehenden Sonne von hinten durchschienen.
2007 wurde zur näheren Untersuchung der eisbedingten Atmosphärenphänomene ein eigener NASA Satellit (AIM) gestartet, da die genauen Zusammenhänge noch unklar sind. Im Artikel auf Wikipedia werden die bisherigen Erkenntnisse gut erklärt.
Wann sieht man NLCs?
Der Zeitraum, in dem NLCs überhaupt aus DE heraus gesichtet wurden reicht von 21. Mai bis 18. August (Quelle s.o.), wobei die besten Chancen ab Mitte Juni bis etwa Mitte Juli bestehen.
Grundsätzlich sind NLCs nur in der Dämmerung vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang zu sehen, jeweils im Zeitraum, bei dem die Sonne zwischen 6-16° unter dem Horizont steht, was etwa dem Zeitraum von 1 bis 2 Stunden vor Sonnenauf- bzw. nach -untergang entspricht.
Wo sieht man NLCs?
Am Besten sind diese von mittleren 50er Breitengraden aus zu sehen, je weiter südlich man steht, umso schlechter stehen die Chancen. NLC Sichtungen von Breitengraden unter 50° aus sind eher selten.
Da diese in nördlicheren Breiten auftreten sind diese von uns aus praktisch immer zwischen NW bis NO zu sehen. Je nach Breitengrad bestehen bessere oder schlechtere Chancen auf höherstehende NLCs. Am 50. Breitengrad reichen diese selten über 20°, sofern man sie überhaupt sieht.
Wie plane ich eine Beobachtung?
Es gibt eine Warnliste sowie Forum des Arbeitskreis Meteore e.V. https://www.meteoros.de/themen/nlc/, wo aktuelle Beobachtungen gepostet werden. Wichtig ist hier zu verstehen, daß dies keine Sicherheit bietet, und oft eine sehr geringe Vorwarnzeit, falls überhaupt. Auch die Vorwarnsysteme über MAARSY oder OSWIN sind nur eine grobe Indikation. Daher empfehle ich grundsätzlich im Juni und Juli bei wolkenfreiem Nordhimmel Ausschau zu halten. Gerade bei uns ist meiner bisherigen Erfahrung nach die Anzeige über OSWIN nur eine sehr grobe Indikation. Konkret wird man sehr viele “false positives” erleben, d.h. OSWIN zeigt Echos an, doch es sind bei uns keine NLCs zu sehen. Dies erkläre ich mir durch den Standort (OSWIN steht in Kühlungsborn bei Rostock). Den umgekehrten Fall habe ich bisher noch nicht erlebt.
Wie fotografiere ich NLCs?
Mit dem Handy wird es schwer sein gute NLC Fotos zu erhalten, da diese meist recht lichtschwach sind und lange Belichtungszeiten erfordern. Daher ist in jedem Fall ein Stativ plus DSLR geboten. Je nach Helligkeit sollte die Empfindlichkeit (ISO) möglichst niedrig gehalten werden, um die Strukturen bei geringerem Rauschen besser herausarbeiten zu können. Die Brennweite muß abhängig von der Größe der Erscheinung gewählt werden, meist dürfte diese sich zwischen 50-200mm am KB-Vollformat bewegen. Die Blende möglichst offen, wobei ein leichtes Abblenden zur Reduktion der Einflüsse optischer Fehler (Koma, Aberration, Vignettierung, …) empfehlenswert ist. Dies ist sehr objektivabhängig, pauschal würde ich zumindest 1-2 Blendenstufen empfehlen.
Achtung, da sich NLCs (langsam) verändern und Sterne scheinbar bewegen ist es wichtig, die sich nun ergebenden Belichtungszeit niedrig zu halten. Hier muss ein gutes Mittelmaß gefunden werden. Die 500er Regel ist ein grober Anhaltspunkt: 500/Brennweite in mm = Belichtungszeit in s. Da sich die Sterne im Norden weniger stark bewegen wie in der Nähe des Himmelsäquators dürfte dies meist ausreichen.
Der Fokus sollte manuell gesetzt werden, auch wenn die Kamera noch fokussiert ist sie vermutlich im Grenzbereich. Hierzu aktiviert man das Display, sucht eine weit entfernte, punktförmige Lichtquelle (idealerweise ein Stern) und stellt das Hauptbild scharf. Dann zoomt man auf den Stern und dreht nach. Dies macht man bis zu einer hohen Zoomstufe iterativ.
Um Verwickelungen durch Spiegelschlag auszuschliessen setzt man die Kamera auf Spiegelvorauslösung. Außerdem bietet sich entweder die Auslösung über eine Fernsteuerung oder alternativ mittels des eingebauten Timers an.
Checkliste:
- Ist das Foto Scharf? (Sterne punktförmig)
- Belichtungszeit ok? (keine/minimale Strichspuren)
- Empfindlichkeit? (möglichst niedrig)
- Histogramm? (keine Tonwertabrisse vor allem links)
- Keine Verwicklungen? (Spiegelschlag, Stativaufstellung, Timer/Fern)
Was tue ich danach?
Bitte unbedingt die Beobachtung melden. Und wenn ihr Eure Fotos veröffentlicht, dann schickt mir ne kurze Info, ich freue mich immer über solche Beobachtungen aus der Region.
Viel Erfolg!