Kwazulu Natal ist mit die ärmste Region Südafrikas. Obwohl im Land bereits ein der ersten Welt vergleichbares Wohlstands- und Entwicklungsniveau vor allem in den Ballungszentren aber auch in touristisch geprägten ländlichen Teilen des Landes vorhanden ist, so hat leider gerade auch hier die Landbevölkerung kaum Zugang zu lebenswichtigen Dingen. Bürokratie, Korruption, Förderung fossiler Energien und vor allem die wirtschaftlichen und politischen Interessen diverser Player stehen einer Lösung dieser grundlegenden Probleme meist entgegen. Während in der Theorie die Apartheid bereits 1994 abgeschafft wurde, so existieren hier weiterhin zwei Parallelwelten, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten.
Es bestehen diverse Entwicklungspartnerschaften nach Europa, wie z.B. im Bildungsbereich mit einem deutschen Bundesland, oder auch im Agrarsektor. Das Land und die Provinz verfügen z.B. durchaus über ein ausgebautes Schulsystem und eine Schulpflicht als einen wichtigen Pfeiler. Doch in der Praxis kommt ab und zu eine Delegation vorbei, und die erfolgreichsten Stipendiaten wandern ins Ausland ab.
Die Hilfe geht zu oft an der Landbevölkerung vorbei und übersieht das vordringlichste Problem in den ärmsten Regionen, die Sicherung des direkten Überlebens, vor allem mittels einfachem Zugang zu Wasser. Die EIB finanziert u.a. auch Wasserprojekte in der Region, und es gibt auf dem Papier sogar ein Recht auf Zugang zu Wasser. Doch allzu oft ist Hilfe leider auch getrieben von anderen Interessen.
Der Zugang zu Wasser steht vordringlich über allem anderen. Südafrika und speziell Kwazulu Natal ist überwiegend ein trockenes Land. In den ländlichen Regionen fehlt jedoch eine funktionierende Infrastruktur. Die Unterschiede sind so groß wie in fast keinem anderen Land der Erde. Viele Menschen dort müssen täglich einen wesentlichen Teil ihrer Zeit damit verbringen, für den Nachschub an Wasser zu sorgen. Speziell auch in der Zuluregion fällt auf, dass Menschen aller Altersgruppen am Straßenrand Wasser vom nächsten, oft entfernten Brunnen beschaffen und nach Hause bzw. in die Schule transportieren müssen. Dies ist eine sehr anstrengende, meist täglich zu erledigende Aufgabe, die Zeit kostet und andere Aktivitäten verhindert.
Leider findet sich in der Beschreibung der Entwicklungszusammenarbeit des Auswärtigen Amtes wenig (bzw. nichts) zum Thema Wasser auf dem Land. Stattdessen liegt der Fokus auf wirtschaftlicher Kooperation, Beratung zur “guten Regierungsführung”, Gesundheit, Bildung, und Green Energy. Ich befürchte, dass dieser Fokus (zu) sehr durch eigene Interessen motiviert ist. Wohlgemerkt, beim Thema “Entwicklungshilfe Wasser” sprechen wir nicht über einen Wasserhahn in jedem Haus. Wir sprechen von einer Pumpe im Dorf, die von Hunderten Menschen überhaupt in halbwegs akzeptabler Zeit und Mühe erreicht werden kann. Wenn nicht einmal dies gegeben ist, wie wichtig sind dann im Vergleich dazu Angebote zum Erlernen der deutschen Sprache, oder das Herausgeben von Sonderbriefmarken.
Dass man dann zu allem Hohn auch noch von internationalen Konzernen abgepumptes und abgefülltes Wasser im Supermarkt um die Ecke kaufen kann ist keine Alternative, nein es riecht nach Kommerzialisierung und Plastikmüll … Und “der Markt” regelt das leider offensichtlich nicht.
Die kleine NGO unserer Freundin Yasmine namens Izulu Water setzt hier an, indem sie versucht diese Themen miteinander zu koppeln. In Zusammenarbeit mit lokalen Trägern und durch eigene, dauerhafte Präsenz vor Ort werden Brunnen gebohrt und teilweise mit Umweltevents kombiniert.
Lokale Ziele / Aktivitäten sind u.a.:
- Bohrung von Brunnen, wie für die New Era School in Mseleni mit weit über hundert Schülern, die keinen direkten Zugang zu sauberem Wasser hatte und dies täglich aufwändig selbst beschaffen musste.
- Etablierung eines Sammlungs- und Recyclingsystems für verschiedene Arten von Müll. Ein bereits gestartetes Pilotprojekt sammelt Glasflaschen lokal zur Überbringung in das (leider sehr weit entfernte) Recyclingcenter.
- Förderung von nachhaltigem Tourismus und Wirtschaften in der Region durch ökologische Entwicklung von besonderen Regionen wie dem größten Süßwassersee Südafrikas (Lake Sibhayi), Schutz der Wasserreserven und sehr reichhaltigen endemischen Tier- und Pflanzenwelt mit 279 Vogelarten, von denen über 60 hier brüten.
Wenn Du in einem dieser Projekte spenden oder aktiv helfen kannst, dann wende Dich bitte an Izulu Water oder uns, und wir können gerne den Kontakt vermitteln. Mit unserem Fotokalenderprojekt “Südafrika 2020” gemeinsam mit Lisa Osada aus Trier und Carmen Leardini aus Luxemburg haben wir bereits ein Bohrloch finanziert und würden uns freuen, wenn hier weitere Projekte zustande kommen.
Weiterführende Links:
Arbeit über das Recht auf Wasser in der südafrikanischen Rechtssprechung: https://www.grin.com/document/190422
In den Städten bestehen ebenso Probleme, aber eine Verbesserung ist eher möglich als auf dem Land: https://afrika.info/newsroom/suedafrika-hafenstadt-durban-geht-neue-wege/
Diese Broschüre enthält auch eine kurze Erläuterung der EIB Investitionen in Südafrika: https://www.eib.org/attachments/thematic/water_de.pdf
Sowie hier der Annual Report 2018 für Africa, Pacific, Carribbean & Overseas.
Fast 20 Jahre alt und dennoch aktuell: https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-24093809.html
Eine Trockenperiode reicht, um eine Katastrophe auszulösen: https://www.nzz.ch/wirtschaft/wirtschaftspolitik/duerre-und-hitze-1.18645497
Der Film “Bottled Life”: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/doku-bottled-life-im-kino-nestle-und-das-geschaeft-mit-dem-wasser-a-921908.html
Nestlé ist auch in Südafrika und Kwazulu Natal aktiv: https://orange.handelsblatt.com/artikel/40262